„Grünebergs sind verrückt“ wurde mit Hilfe der Stiftung zur Förderung der Kunst der Sparkasse Lippstadt
erworben und ist als 19. Lichtkunstwerk auf Dauer in Lippstadt zu sehen.
„Beim ersten Kennenlernen des Ortes am 17. November 2022 haben Michal und ich auch das damals noch vollgestellte Gartenhaus mit den neu entdeckten Sütterlin-Kritzeleien in Augenschein genommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Michal noch an diesem Tag sagte, sie wolle die Türen mit den Skribbles einbeziehen. Das Gartenhaus, so war binnen kurzem klar, sollte leer sein und die historischen Türen beleuchtet. Das Gartenhaus solltezum Sprechen gebracht werden.
Wenige Tage später machte die Künstlerin den Vorschlag, eines der historischen Graffiti als Neonschriftzug in der Synagoge zu wiederholen, was mich schlagartig überzeugte. Aber warum? Was ist so treffend daran, eine alte Klo-Schmiererei zu vergrößern und zu einem Licht-Ereignis zu gestalten – noch dazu so präzise wie möglich, wenn man von der schieren Größe absieht?“ Dirk Raulf / Kurator
„Das macht die Größe und den Hallraum von Michal Fuchs’ Neonschrift aus: Im Sichtbarmachen, in der Abstraktion, in der Überführung in eine anderes, ein künstlerisches Medium – das des Lichts –, in der Wiederholung steckt eben die Wieder-Holung, die Herbei-Holung. Holung und Höhlung, denn beim Öffnen der vor wenigen Jahren gebauten Trockenbauwand, die die geschundene Originalwand der Synagoge verbarg, ent-deckten wir an genau der ausgewählten Stelle einen Teil der ursprünglichen Nische, die an der Ostwand der Synagoge den Thoraschrein als Rahmen-Architektur umgab.
So antwortet Michal Fuchs’ Arbeit nicht allein auf die winzige Spur, die als Klo-Kritzelei vor 100 Jahren gelegt wurde. Sie macht auch den ehemaligen Ort des heiligen Schreins wieder sichtbar, und was könnte ein passenderes Medium für diese Sichtbarmachung sein als ein Licht-Bild, eine Licht-Schrift, eine Er-Leuchtung, eine Be-Lichtung. Man wird und man will keinen Trost darin finden – dazu sind die damaligen Ereignisse zu furchtbar. Trost wäre ein fast schäbiges Anliegen. Es geht darum, ein Zeichen zu setzen. Ein neues Bild, das im Dialog mit der Originalschrift im Gartenhaus (das Eine ist ohne das Andere nicht denkbar) entsteht.“ / Dirk Raulf, Kurator